Слайд 2Zeitzeugen des Hungerwinters 1946/47
"Die Moral geht
zum Teufel"
Слайд 3In den deutschen Städten war nach 1945
mehr als die Hälfte
des Wohnraums zerbombt;
aus den abgetrennten Ostgebieten suchten rund zehn Millionen Flüchtlinge und Vertriebene in den vier Besatzungszonen ein neues Zuhause.
Die Verkehrsverbindungen waren
zu rund 40 Prozent zerstört,
die Kriegsvorräte 1946 aufgebraucht
Слайд 4In Landwirtschaft und Industrie fehlte es an Arbeitskräften, die Sieger demontierten
vielerorts Maschinen und forderten Reparationen ein. Die Felder waren verwüstet; wegen des heißen, trockenen Sommers und zu wenig Dünger fiel die Ernte 1946 spärlich aus. Zudem mangelte es an Kohle, dem wichtigsten Rohstoff der Industrie
Слайд 5Und dann brach über Europa einer der strengsten Winter des 20.
Jahrhunderts herein.
Zwischen November 1946 und März 1947 sanken die Temperaturen auf bis zu minus 20 Grad
Слайд 61947 kam es zu zahlreichen Arbeitsniederlegungen, Hunderttausende gingen auf die Straße,
um gegen die Zustände im Nachkriegsdeutschland zu protestieren. Das Foto entstand in Hamburg am 9. Mai 1947
Слайд 7Die Massendemonstrationen schürten
bei den Westalliierten
die Furcht vor einem kommunistischen
Umsturz. Am 5. Juni 1947 skizzierte US-Außenminister George Marshall ein Hilfsprogramm für Europa; der Marshall-Plan führte zu einem raschen Wiederaufbau und einer konsequenten Stärkung der Westzonen
Слайд 8"Wir müssen mehr schlafen, denn dadurch sparen wir Kalorien": Das empfahl
der Göttinger Universitäts-professor Hermann Rein den Deutschen, um die Hungersnot im zweiten Kriegswinter zu überstehen.
Das Foto zeigt Berliner Kinder, die im Februar 1947 ungeduldig auf die Schulspeisung warten
Слайд 9Dieser Mann hackt Holz von einem Baumstumpf im Tiergarten Berlin. Um
heizen zu können, hatten die Menschen im bitterkalten Winter 1946/47 vielfach keine andere Möglichkeit, als Bäume zu roden
und Kohle zu stehlen.
Слайд 10Ganze Züge mit Kohle wurden systematisch geplündert, im Raum Köln zeitweise
18.000 Zentner täglich entwendet
Слайд 11Auf einem Güterbahnhof warten Menschen auf mit Kohlen beladene Güterzüge, um
sich selbst zu versorgen (Foto von Januar 1947)
Слайд 12Frost und Unterernährung forderten zahlreiche Todesopfer nicht nur in Deutschland, sondern
in ganz Europa.
In Russland starben nach Schätzungen von Historikern rund zwei Millionen Menschen zwischen 1946 und 1948 an den Folgen von Kälte und Mangel. Auf den bitterkalten Winter folgte 1947 ein extremer Sommer - der heißeste und trockenste seit 1921
Слайд 13Kinder durchkämmen die Trümmer zerstörter Gebäude in Wiesbaden nach Kohlenresten (Foto
von 1946).
Im zweiten Nachkriegsjahr wurde nur 51 Prozent,
1947 nur 65 Prozent der Kohlenfördermenge
von 1936 erreicht
Слайд 14"Deutschland, Deutschland, ohne alles...
...Ohne Butter, ohne Speck. Und das bisschen
Marmelade frisst uns die Besatzung weg":
So wurde das Deutschlandlied 1946 umgedichtet
Слайд 15Während Experten mindestens 2500 Kalorien pro Tag und Mensch forderten, sackten
die Rationen im Hungerwinter 1946/47 immer weiter ab - in manchen Städten auf deutlich unter 1000 Kalorien am Tag.
Das bedeutete in der Praxis: maximal ein paar Haferflocken zum Frühstück, eine dünne Suppe zu Mittag, ein Stück Brot und eine Steckrübe am Abend
Слайд 16Ein Mädchen spielt in einer ungeheizten Wohnung mit der Eisschicht, die
sich auf einer Wasserschüssel gebildet hat (Foto vom Dezember 1946). Wegen der arktischen Temperaturen konnten die vielen Toten im Rekordwinter 1946/47 oftmals nicht beerdigt werden, der Boden war zu hart
Слайд 17Dieser Verkehrspolizist
in West-Berlin hatte spezielle Filzschuhe,
die ihn beim Bedienen
der Ampelschaltung
vor der Kälte schützten
(Foto von Februar 1947)
Слайд 18Berliner stehen Schlange, um Kartoffelschalen gegen Brennholz zu tauschen. Wer nichts
zum Tauschen hatte, musste betteln oder aber "fringsen" gehen - benannt nach dem Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings. In seiner Silvesterpredigt 1946/47 hatte der Kölner Oberhirte Verständnis dafür geäußert, wenn Menschen sich in der Not nahmen, was sie zum Überleben brauchten
Слайд 19Um die Not in Europa zu lindern, wurde 1945 die US-Hilfsorganisation
Care ("Cooperative for American Remittances to Europe") gegründet. Die ersten Care-Pakete erreichten Deutschland im Sommer 1946. Insgesamt wurden zwischen 1946 und 1960 rund 9,5 Millionen solcher Pakete nach Deutschland geschickt
Слайд 20Dieser Mann verteilte Nahrungskonserven an Kinder
in Berlin (Foto von 1947).
Besonders schlimm war
die Ernährungskrise in den Großstädten sowie
in der sowjetischen und französischen Zone
Слайд 21Ein Mann sucht in den Mülleimern nach Essbarem (Foto von 1946/47).
Die Ernährungskrise traf gerade die älteren Menschen besonders hart, da die ihnen zugeteilte Kalorienration am niedrigsten war –
im Volksmund wurde
die Lebensmittelkarte
für Senioren auch "Sterbekarte" oder "Friedhofskarte" genannt
Слайд 22Auch diese Frau durchwühlt 1946 den Abfall auf der Straße, in
der Hoffnung auf Reste von Lebensmitteln
Слайд 23Schätzungen zufolge führten noch 1946 mehr als 100.000 Kinder in Deutschland
das Leben von Vagabunden, allein in der britischen Zone rund 40.000.
In ihrer Not schlossen sich Jugendliche vielfach zu Banden zusammen und rutschten
in die Kriminalität ab
Слайд 24Geduldig stehen diese Kinder 1947 in der Kälte, um sich ihre
Essensration abzuholen. Die (je nach Besatzungszone zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingeführten) Schulspeisungen waren gerade für kinderreiche Familien eine enorme Erleichterung
Слайд 25"Wer hamstert, gehört ins Zuchthaus, wer nicht hamstert, ins Irrenhaus": Hamstern,
also aufs Land fahren und dort Besitztümer gegen Naturalien zu tauschen, war streng verboten - wer in eine Kontrolle geriet, musste alles abgeben. Dennoch fuhren die Menschen zu Tausenden zu den Bauern, um ihre letzten Habseligkeiten einzutauschen
Слайд 26In ihrer Not holzten
die Menschen ganze Parks ab
und verfeuerten
auch Möbel und Gartenzäune
Слайд 27Vor allem in den zerbombten Städten war die Wohnsituation katastrophal. Vielerorts
wurden sogenannte Nissenhütten wie diese errichtet: schlecht isolierte Wellblechbaracken mit halbrundem Dach
Слайд 28 © ullstein bild
© Александр Яковлев
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